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Upper Skeena Sportzentrum in Hazelton, BC, Kanada

Eishalle mit Holzrahmen

veröffentlicht in sb 1/2021

Das Upper Skeena Sportzentrum umfasst eine Eishockeyhalle in NHL-Format mit 500 ­Zuschauerplätzen, eine große Sporthalle mit Fitnessstudio, Umkleiden und einen Gemeinschaftsraum für Veranstaltungen und Treffen mit Ausblicken auf die Eishalle und das Fitnessstudio. Hemsworth Architecture entschied sich für eine Bauausführung aus lokal geschlagenem und erzeugtem Holz.

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Foto: Ema Peter

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Foto: Jaye Akizuki

Die Gemeinde Hazelton liegt zwischen dem Fluss Skeena und dem Gebirgszug Roche de Boule im entlegenen Nordwesten der kanadischen Provinz British Columbia. Sie ist seit langem ein bedeutendes gesellschaftliches Zentrum für viele der in der Umgebung lebenden First-Nation-Gemeinschaften. Die Schließung der alten Eishockey­arena, die mehr als vierzig Jahre lang das soziale Herzstück der mit nur wenigen gesellschaftlichen Einrichtungen ausgestatteten Gemeinschaft bildete, war ein schwerer Schlag für die Region. Die alte Halle musste aufgrund statischer Mängel geschlossen werden.

Das neue Upper Skeena Sportzentrum ist ein Zeugnis des beherzten Engagements der gesamten Gemeinschaft für eine Stärkung des gesellschaftlichen Gefüges der Region, das mit der Schließung der alten Halle auseinanderzubrechen drohte. Die Finanzierung wurde durch eine anonyme Spende in Höhe von 3 Millionen CAD unterstützt. 8 Millionen CAD kamen von der Bundesregierung, weitere 4 Millionen CAD von der Provinzregierung.

Gut zu wissen

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Foto: Ema Peter

Standort
Hazelton, BC, Kanada

Bauherr/Betreiber
Regional District of Kitimat-Stikine

Architekten
Hemsworth Architecture Inc.
CA – Vancouver, BC
www.hemswortharchitecture.com

Designteam
John Hemsworth, Direktor
Dean Shwedyk

Autor
Hemsworth Architecture

Fotos
Ema Peter

Luftbild ist ein Standbild aus dem Film
von Jaye Akizuki für Forestry Innovation Investment Ltd.

Offizielle Eröffnung
2019

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Foto: Ema Peter

Die neue Anlage ist eine Quelle kollektiven Stolzes und spiegelt die Werte und das Know-how der Gemeinschaft wider, in deren Dienst sie steht. Das Zentrum wurde als Prototyp für Gemeinschaften in entlegenen Regionen entworfen, die landesweit vor ähnlichen Problemen stehen. Seine Ausführung illustriert die Vielseitigkeit und die innovativen Einsatzmöglichkeiten des Werkstoffes Holz.

Dank eines facettenreichen Programms kann die ursprünglich nur für eine saisonale Nutzung konzipierte Anlage ganzjährig betrieben werden. Eishockey- und Basketball­events können zeitgleich stattfinden. Aus betrieblicher Sicht sind die verlängerten Öffnungszeiten ein wesentlicher Vorteil.

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Holz – ein warmer, einladender Werkstoff

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Foto: Ema Peter

Alle für den Bau verwendeten Holzerzeugnisse wurden aus einheimischen Wäldern gewonnen und lokal in ­British Columbia hergestellt. Die innovative Kon­struktion der Brettschichtträger ermöglichte eine große Spann­weite über der Eisfläche. Im Zusammenspiel mit den vorgefertigten Dach- und Wandelementen entsteht ein warmer, einladender Innenraum. Die vorgefertigten Elemente wurden vor Ort von heimischen Arbeitskräften hergestellt, die Brettschichtträger in einer Fabrik im Südosten von British Columbia produziert.

Dieses Bauverfahren war nicht nur kosteneffizient, sondern bot auch die Möglichkeit, die lokale Wirtschaft zu unterstützen, handwerkliche Ausbildung anzubieten und die Bauzeit gegenüber einem eher konventionellen Gebäude mit Stahltragwerk erheblich zu verkürzen.

Vier Fragen an den Architekten

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John Hemsworth

Direktor

Hemsworth Architecture

 

Es gibt drei verschiedene Systeme, um eine Eishalle aus dem Werkstoff Holz zu bauen: Fachwerk, bogenförmiger Holzrahmen, Lagerung auf Winkelträgern. Welches ­System wurde für die Eishalle in Hazelton gewählt?

Eine modifizierte Fachwerkkonstruktion aus Brettschichtträgern wurde als kosteneffiziente Lösung entworfen, um die für die Eishalle erforderliche große Spannweite zu erzielen. Ein Holzfachwerk wäre aufgrund der großen Anzahl erforderlicher Zwischenverbindungen zwischen Holz und Stahl zu kostspielig gewesen. Damit eine Holzkonstruktion aus wirtschaftlicher Sicht mit einer Stahlvariante konkurrenzfähig ist, müssen die Konstruktionsbalken ein vergleichbares Verhältnis Spannweite/Tiefe aufweisen. Bei einer einfachen Punktlast-Brettschicht-Konstruktion sind die Balken zu tief und damit zu teuer. Daher wurde für diesen Entwurf ein innovatives dreistrahliges freitragendes System mit Schrägstützen verwendet, um die Spannweite zu verringern und die Biegebeanspruchung umzuverteilen. Die Tiefe der resultierenden Brettschichtträger entspricht in etwa jener vergleichbarer Stahlstrukturen. Die Holzkon­struktion war somit kostenseitig wettbewerbsfähig.

 

Sie haben gezeigt, dass ein neues Sportzentrum in Holzbauweise zu etwa den gleichen Kosten gebaut werden kann wie eine Stahlkonstruktion. Können Sie uns noch weitere Gründe für Ihre Materialentscheidung nennen und diese erläutern?

Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für Holz entschieden. Die Verwendung von Holz hat in British Columbia beim Bau öffentlicher Gebäude eine lange Tradition und spielt eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaft. Anders als bei Stahl gibt es in ganz British Columbia eine Vielzahl hochqualifizierter Arbeitskräfte, die mit dem Holzbau vertraut sind. So konnte lokales Personal auf der Baustelle beschäftigt werden, wodurch der Bau wirtschaftlich machbar und zu einem Beschäftigungsmotor in der Region wurde. Aufgrund der lokalen Beschaffung ist der Energieaufwand erheblich geringer als bei Stahl. Zudem bindet Holz CO2. Darüber hinaus erzeugt Holz mit seiner natürlichen Wärme ein einladendes Umfeld für Nutzer und Besucher.

Nach 42 Betriebsjahren musste die alte Eishalle aufgrund von Konstruktionsmängeln geschlossen werden. Können Sie das Engagement der lokalen Gemeinschaft beschreiben, insbesondere die Finanzierung der neuen Anlage?

Eishallen sind für die meisten kleinen Gemeinden in Kanada das Herzstück des gesellschaftlichen Lebens und der zentrale soziale Treffpunkt für die Bewohner. Die alte Halle in Hazelton war ein extrem wichtiges soziales Zentrum, das den Zusammenhalt der in der Region weit verstreut lebenden Gemeinschaften gewährleistete. Die Schließung war ein herber Verlust. Nach dem Abriss der alten Halle wurde ein lokaler Fundraising-Ausschuss unter der Leitung von Dr. Peter Newberry gebildet, ein national renommierter Arzt aus der Region, der die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sicherstellt. Der Lenkungsausschuss bestand aus Vertretern mehrerer lokaler First Nations, lokaler und regionaler Behörden sowie der lokalen Eis­hockey- und Eiskunstlaufvereine. Dieser vielfältig besetzte Ausschuss half bei der Einwerbung von Finanzmitteln vor Ort und konnte eine anonyme Spende in beträchtlicher Höhe sichern. Auf diese Weise konnte die Gemeinde ein Drittel der Gesamtprojektkosten selbst finanzieren und damit die Zugangsvoraussetzungen für den Erhalt entsprechender Provinz- und Bundesmittel erfüllen. Die lokale Gitxsan First Nation leistete einen bedeutenden Beitrag zum Projekt. Sie übernahm sowohl bei der Sicherung der Vorfinanzierung als auch bei den Finanzierungsverhandlungen mit allen Regierungsebenen eine aktive und maßgebliche Rolle.

 

Welche Maßnahmen waren notwendig, um einen ganzjährigen Betrieb zu gewährleisten?

Die Eisbahn wurde um einen Gemeinschaftsraum für diverse Veranstaltungen, eine wettkampftaugliche Sporthalle und ein Fitnessstudio ergänzt. Dank einer großen Bandbreite an Angeboten und Dienstleistungen für die Bürger kann die Anlage ganzjährig genutzt werden und erfüllt den vielfältigen Bedarf der kleinen Gemeinschaft in dieser entlegenen Region.

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