Physische Entspannung und kulturelle Anregung
veröffentlicht in sb 3/2020
Der Neubau des Salzburger Paracelsus Bad & Kurhaus liegt im Herzen der historischen Stadt Salzburg. Das neue Bauwerk steht im Dialog mit dem Vorhandenem – dem Mirabellgarten, der Altstadt und den umgebenden Bergen. Berger+Parkkinen Architekten konzipierten die Badehalle als Erweiterung des Kurgartens im 3. Stock.
Städtebaulich bildet das neue Paracelsus Bad & Kurhaus ein Gelenk zwischen den gründerzeitlichen Blockstrukturen der Auerspergstraße, der offenen Bebauung der Schwarzstraße und dem historisch gewachsenen Mirabellgarten. Die zum Park verschwenkte Geometrie des Badehauses nimmt Bezug auf die Form der ehemaligen barocken Bastionsmauern mit ihrem Wassergraben.
Das Bad & Kurhaus ist als dreidimensional begehbare Landschaft konzipiert. Die Hauptelemente des Hauses bilden eine klar ablesbare vertikale Stapelung. Der introvertierte Sockel beinhaltet das Kurhaus und die Garderoben des Bades. Darüber liegt die offene Panorama-Badeebene, überdeckt durch die Anlage der Gastronomie und der Saunalandschaft. Die gesamte Dachebene wird für die Saunaanlage mit spektakulärem Außenpool und freiem Blick über die Stadt genutzt.
Das Bad & Kurhaus schützt sich vor Einblicken von außen durch ein umlaufendes Kleid aus Keramiklamellen. Lediglich die Badeebene öffnet sich direkt zum Mirabellpark und zur Stadt. Die Idee einer Erweiterung des Kurgartens im dritten Obergeschoss wird damit unterstrichen.

Foto: Michael Christian Peters
Gut zu wissen

Foto
Michael Christian Peters
Standort
Salzburg, Österreich
Bauherr
Stadtgemeinde Salzburg, KKTB Kongress, Kurhaus & Tourismusbetriebe Salzburg
Betreiber
Tourismus Salzburg GmbH (TSG)
Architekten
Berger+Parkkinen Architekten
AT – 1120 Wien
www.berger-parkkinen.com
Designteam
Architekten: Alfred Berger, Tiina Parkkinen
Projektleiter: Lucas Schuh, Miklos Deri
Projektteam: Lenia Mascha, Matthias Trebotic Frane, Lucie Najvarova, Serban Ganea, Susanne Hofer, Leonhard Coreth, Sebastian Fischbeck, Jurgis Gecys, Anna Gulinska, Adam Ambrus, Lola Berger, Alejandro Casanóva, Matteo Centi, Aliz Florian Fanni, Jure Kozin, Joanna Magiera, Martina Rehorova, Veronika Rehortova, Lukas Rückerl, Susanne Strohbach, Marijana Vjesticova
Keramikfliesen
AGROB BUCHTAL GmbH
DE-92521 Schwarzenfeld
www.agrob-buchtal.de
Autor
Berger+Parkkinen Architekten
Fotos
Christian Richters
Michael Christian Peters
Offizielle Eröffnung
Oktober 2019
Baukosten
46,5 Millionen EUR
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Badeebene mit einzigartigem Panorama auf Stadt und Landschaft
Ein zentraler, geradliniger Aufgang führt vom westlich gelegenen Haupteingang in fortlaufender Bewegung durch die drei Sockelgeschosse bis unter das große Oberlicht der Badehalle. Das zentrale Tageslicht sorgt für gleichmäßige natürliche Belichtung. Der Lichteinfall von oben strömt dem Besucher entgegen und gibt ihm Orientierung. Die Badeebene verfügt über vier unterschiedliche Schwimmbecken, vom Sport- und Sprungbecken über ein Kleinkinderbecken zum Relax-Pool. Die umlaufende Verglasung lässt den Raum leicht und offen wirken und holt die Schönheit der urbanen Umgebung tief in den Raum hinein.
Die Schwimmhalle wirkt, als wäre das Gebäude im dritten Obergeschoss durchschnitten und würde sich als Freiraum fortsetzen. Die Materialisierung der Wasserwelt erfolgt durch keramische Oberflächen, Wasser und Licht, nach oben durch die sanften Formen der keramischen Wellendecke begrenzt. Die bewegte Deckenlandschaft mit unterschiedlichen Raumhöhen unterstreicht die Vielfalt der räumlichen und atmosphärischen Situationen.

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Michael Christian Peters

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Michael Christian Peters
Bei der Materialwahl entschieden sich die Architekten für Feinsteinzeugfliesen der Serie Savona von Agrob Buchtal. „Die Möglichkeit, Savona prinzipiell überall im Bad einsetzen zu können – auf dem Boden und an den Wänden ebenso wie im Wasser und in der Sauna – war für uns entscheidend, als es um die Auswahl einer geeigneten Fliese ging“, sagt Architekt Alfred Berger. Im Umkleidebereich sorgen die lebhaften, bewegten Oberflächen im Farbton Kalk im Zusammenspiel mit der Unregelmäßigkeit des freien Verbands für eine geborgene, erdig-warme Raumatmosphäre
Vorherrschend sind insbesondere die sandbraunen beziehungsweise weißen Oberflächen der Wände und der Decke sowie die ebenfalls komplett mit kalkfarbenen Fliesen belegten Böden. Dank der gleichen Größe, Farbe und Verlegungsart wie in der Umkleide und der oberen Himmelsleitertreppe erscheint der gesamte Umkleide- und Badebereich als zusammenhängendes Raumkontinuum.
Einen Farbakzent bilden die in hellem Türkis leuchtenden Wasserbecken, die atmosphärisch an die vielen kristallklaren Gebirgsseen in der Umgebung Salzburgs erinnern. Diese Wirkung basiert auf 12,5 x 25 cm großen Wand- und Bodenfliesen der Serie Chroma Pool im Farbton Türkis Mittel. Die Glasur lässt das Wasser auf natürliche Art so erscheinen, als würde es aus eigener Kraft auf diese Weise schimmern.
Die Saunawelt - „Nackt über der Stadt“
Im obersten Teil des Hauses befinden sich die Gastronomie und die Saunawelt. Während die Gastronomie für Schwimmbad- und Saunagäste im vierten Obergeschoss „im Bauch der Welle“ installiert ist, nutzt die Saunawelt die freie Dachebene als Plattform. Die vier Saunen und das Dampfbad sind entlang eines Umganges angeordnet. Drei Saunen sind zur Stadt als Panoramasaunen angelegt, der zentralen Großsauna ist eine Saunalounge mit Fokus auf die Müllner Kirche vorgelagert.
Als integraler Teil des Raumkontinuums der Badelandschaft verfügt der gesamte Boden des Saunabereichs im 5. Obergeschoss ebenfalls über streifenförmig verlegte Feinsteinzeugfliesen, hier allerdings in der Farbe Anthrazit. Dieser Farbton harmoniert wunderbar mit den holzbekleideten Wänden, nimmt aber auch Bezug auf den dunklen schroffen Mönchsbergfelsen, einem der Wahrzeichen der Salzburger Altstadt.
Eine Relax Zone bietet freien Ausblick auf die Hügellandschaft im Norden und Maria Plain. Im Außenpool erreicht das Gefühl, frei über den Dächern der Stadt zu baden, seinen Höhepunkt. Es entsteht eine Kombination aus physischer Entspannung und kultureller Anregung durch den freien Blick auf die Monumente der Stadt.

Foto: Michael Christian Peters
Pilot in Sachen Nachhaltigkeit - Klimaaktiv GOLD zertifiziert
Um diesem Anspruch Ausdruck zu verleihen, wurde das Projekt von Anfang an als hocheffizientes Gebäude geplant. Als erstes Hallenbad in Österreich wurde es einer umfassenden Nachhaltigkeitsanalyse unterzogen. Das Ziel, die höchste Zertifizierung Klimaaktiv GOLD, konnte erreicht werden. Realisierte Objekte in Gold sind – ganz im Sinne der Smart City Strategie der Stadt Salzburg – Vorreiter im Bereich Klimaschutz und umfassender Energiewende.