Goldnugget
veröffentlicht in sb 1/2021
Ein Zentrum, um sich zu treffen und Sport zu treiben: Der von archi5 in Zusammenarbeit mit Tecnova Architecture geplante Multisportkomplex besteht aus zwei separaten Teilen – einer für die Sekundarschule, der andere für Sportvereine und sonstige Organisationen der Stadt. Die Herausforderung bestand darin, die beiden Anlagenteile integrativ zusammenzuführen, da sie einige Flächen wie Kletterwand, Kampfsportraum, Boxhalle, Mehrzweckhalle und Büroräume zwar gemeinsam nutzen, jedoch unabhängig voneinander arbeiten.
Die Kommune hatte ein neues urbanes Konzept für dieses Quartier gewünscht, das einerseits von einer gemischten Bebauung mit Wohnblocks und andererseits von einem Park mit wertvoller Bepflanzung geprägt ist. Leitmotiv der neuen Anlage, die für die breite Öffentlichkeit konzipiert wurde, ist die Natur. Dieses Thema spiegelt sich in Form und Funktion aller Gebäudeaspekte und Ebenen wider.
Das Gebäude nimmt die Sprache der Umgebung auf und ergänzt die urbane Entwicklung um neue Impulse. Es hat sich zu einer attraktiven, auf die Dimensionen des Stadtviertels zugeschnittenen Landmarke für die Anwohner entwickelt.
Die geheimnisvolle Aura der Anlage soll Neugier und Entdeckergeist wecken. Mit seiner mineralischen Form liegt das Gebäude als großer facettenreicher Monolith gleich einem geheimnisvollen Edelstein in der Landschaft und sorgt für Kontrast und Harmonie zugleich. Der attraktive, von Grünflächen eingerahmte Baukörper wirkt wie ein Goldnugget. Das Dach dient als fünfte Fassadenfläche.
Starke Verbindung zur Natur
Der Komplex prägt die Landschaft, aus der er sich als urbane Referenz erhebt. Er kontrastiert mit der Nachbarbebauung und ist in eine grüne Umgebung integriert. Die Natur kommt hier nicht durch Bepflanzung zum Ausdruck: Auf Pflanzen, die nicht zur Dimension passten oder im grünen Umfeld der Anlage sinnlos gewesen wären, wurde verzichtet. Der ungewöhnliche Charakter dieser Landmarke stiftet Identität.
Im Zentrum wurde ein zum Fluss Bièvre geöffneter begrünter Weg angelegt, der die beiden Teile des Sportzentrums klar voneinander trennt und für Tageslichteinfall in Sporthallen und Verkehrsflächen sorgt. Der Weg gleicht einem Canyon, lädt dazu ein, das Geheimnis dieses Edelsteins zu lüften und betont die subtile Durchlässigkeit von Innen- und Außenraum. Er bildet den Schlüssel zu einer eingehenderen Beschäftigung mit dem Gebäude, das bei näherer Betrachtung seine Transparenz offenbart.
Die Analogie zur Natur ist mehr als rein formal. Sie ist vielmehr tief in der Gebäudestruktur dank Verwendung edler natürlicher Materialien verankert, die im Zeitverlauf nur schöner werden. Die Außenhaut besteht aus einer Kupfer-Aluminium-Zinn-Legierung. Dieses Material rostet nicht, behält seinen bronzenen Farbton und wird über die Jahre matter.
Gut zu wissen
Standort
Antony, Frankreich
Bauherr/Betreiber
Stadt Antony
Architekten
archi5
FR – 93100 Montreuil
www.archi5.fr
Tecnova Architecture
FR – 75005 Paris
www.tecnova-architecture.fr
Autor
archi5 & Tecnova Architecture
Fotos
Sergio Grazia
Offizielle Eröffnung
2018
Baukosten
14,3 Millionen EUR
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Außen zu innen
Das Sportzentrum zeichnet sich durch das Spiel mit Transparenz und visuellen Öffnungen aus. Die Natur ist stets präsent, die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum verschwimmen. Die Öffnungen sind umrahmt und betonen besondere Elemente innen und außen. Ihre Ausrichtung wurde entsprechend der sportlichen Aktivität geplant.
Die Wände sind innen mit Holz verkleidet, die Trapezblech-Deckenunterseiten schränken das Volumen der Facetten des Goldnuggets nicht ein. Natürliche Belichtung, großzügige Volumen und unbearbeitete Materialien erzeugen eine Atmosphäre, die die zum Erlernen von Sportarten notwendige Ruhe ausstrahlt. Für Zuschauer wurde im Gebäudevolumen mit doppelter Raumhöhe als partielles Zwischengeschoss ein Balkon eingerichtet, der Einblicke in die Sporthallen gewährt.