Komplettsanierung des Skateparks Berlin Lichtenberg

Skateparkdesign inspiriert von der DIY-Kultur

veröffentlicht in sb 4 2020

Orientiert an den Anforderungen der lokalen Nutzergruppen entwickelte das Skatepark-Planungsbüro Landskate GmbH als Fachplaner für Hanke + Partner Landschaftsarchitekten ein innovatives Konzept für die veraltete Skateanlage im Quartierspark Neubrandenburger Straße. Die Besonderheit: Neben Einflüssen aus urbanem Mobiliar wurde gezielt auf die Integration von Elementen der DIY-Kultur gesetzt.

Der Skatepark im Quartierspark Neubrandenburger Straße war marode. Da die Beton-Fertigteile weder vom Design noch von der funktionalen Qualität her nur noch wenige Nutzer*innen begeistern konnten, beschloss das zuständige Bezirksamt, den Skatepark im Zuge der Erneuerung der gesamten Parkanlage zu sanieren. Das für die Parkanlage zuständige Landschaftsarchitekturbüro Hanke + Partner beauftragte das Kölner Skatepark-Planungsbüro Landskate, dessen Team aus mehreren ehemaligen und aktuellen Profi-Skateboardern und Landschaftsarchitekten besteht.

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Foto: Dennis Scholz

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Das Design: Symbiose aus eckigen und organischen Elementen

Als sogenannter Street Flow Skatepark setzt das Design sowohl auf organisch geformte Transition- als auch eckige Street-Elemente, die in ihrer Form an urbanes Mobiliar erinnern. Die elliptische Grundform der bereits versiegelten Bestandsfläche stellte dabei für die ­Experten im Planungsprozess eine besondere Herausforderung dar. Denn um einen Skatepark ­kreativ und vielfältig nutzbar zu gestalten, mussten Fahrtwege nicht nur linear, sondern auch über Kreuz ausgerichtet werden. Dabei wurden die Elemen­te (Obstacles) so angeordnet, dass sich den Aktiven trotz der schmalen Form eine Vielzahl an Fahrtwegen (Lines) durch das gesamte Terrain bietet und sie somit von einem optimalen Bewegungsfluss (Flow) profitieren.

Umgeben von einer Baumreihe passt sich der Skatepark Berlin Lichtenberg durch seine längliche Form und den grün eingefärbten Beton optisch an die Natur an. Alle vertikalen Flächen, die durch ihre Höhe eine organische Integration des Skateparks in die Landschaft verhindern könnten, wurden deshalb angeböscht. In Kombination mit der niedrigen Grundhöhe der Obstacles öffnet sich so der Blick in den ­Quartierspark und Fußgänger*innen werden zum Verweilen eingeladen.

Inspiriert aus der DIY-Kultur

Entsprechend der Bedürfnisse und Wünsche der Nut­zer*innen ist es mittlerweile gängige Praxis geworden, Elemente der urbanen Umwelt mit in das Design des Skateparks einfließen zu lassen. So finden sich auch im Skatepark Lichtenberg Anlehnungen an Stadtmobiliar wie zum Beispiel Sitzbänke, Metallstangen, Baumscheiben oder Bürgersteige wieder, die dem Park in dieser einzigartigen Zusammenstellung seinen eigenen Charme verleihen.

Viel prägnanter als der urbane Bezug ist jedoch, dass speziell für dieses Design auch Elemente aus der Skateboard DIY-Kultur mit einflossen. Sie erinnern an selbstgebaute Do-It-Yourself Projekte, die aus der Szene heraus in ganz unterschiedlicher Art und Weise und mittlerweile, unabhängig vom lokalen Skatepark-Angebot, nicht mehr nur als Notbehelf, sondern als Selbstzweck entstehen. Meist handelt es sich um selbstgefertigte Objekte aus Beton, die in Kleingruppen in vielen Bauabschnitten auf Industrie­brachen, unter Brücken und überall dort, wo guter Boden als Fahrbelag besteht, errichtet werden. Häufig auch als kleinere Interventionen im urbanen Raum, wenn illegal, durch leichte Modifikationen, städtische Architektur skatebar gemacht wird.

Im Skatepark Lichtenberg wird dieser non-konforme DIY-Charakter durch die Verwendung von Parking Blocks, die modifizierte Street Barrier sowie durch das Formen einer Rundung (Transition) zwischen den beiden freischwebenden großen Schrägen (Banks) deutlich. Durch diese Verschmelzung aus urbanen und non-konformen Elementen schafft es der Skatepark Lichtenberg, seine ganz eigene Identität zu kreieren.

Die sozialräumliche Situation im Design berücksichtigt

Nicht zuletzt aufgrund der sozialräumlichen Voraussetzungen einer schwierigen Sozialstruktur des Standorts in Berlin Lichtenberg wurde der Skatepark als niedrigschwelliges Angebot gestaltet. Dementsprechend ist der Skatepark für möglichst vielfältige Nutzungen (beispielsweise Skateboarding, BMX, Stunt-Scooter, Inline-Skating) geeignet, von Jung bis Alt und für jedes Können-Niveau von Anfänger bis Profis. Mit dem Wissen um lange Aufenthaltszeiten wurde besonders großer Wert auf die Atmosphäre und Aufenthaltsqualität gelegt. Eine hohe Blickdurchlässigkeit trägt dazu bei, den Skatepark zu einem möglichst sicheren Ort zu machen, der auch für Kinder geeignet ist sowie zur Gender-Inklusion beitragen soll. Dieser neue Freiraum für urbane Bewegungspraktiken im Betrieb-Modus von umsonst, frei und draußen hat das Potential, in hohem Maße zur Lebensqualität von jungen Menschen, insbesondere in den Wohnquartieren von Wartenberg und Hohenschönhausen des Bezirks Lichtenberg, beizutragen.