Sportlandschaft von beeindruckender Größe
Das ATB Centre umfasst einen großzügigen Schwimmbadkomplex, ein Fitnesscenter für Krafttraining und Aerobic, einen großen Hallenkomplex mit sechs Sporthallen und eine 250-Meter-Laufstrecke, die rund um diverse Studios, Mehrzweck- und Besprechungsräume, einen Jugendraum, einen Indoor-Spielplatz, eine Kindertagesstätte, Physiotherapie und gastronomische Flächen verläuft.
Die in der Flussebene des Old Man River gelegene Stadt Lethbridge ist ein ruhiges Regionalzentrum mit rund 100.000 Einwohnern und Blick gen Westen auf die Rocky Mountains. Das Cor Van Raay YMCA wurde am Rande der Prärie erbaut, um der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung zu entsprechen. Das ambitionierte Projekt ist die zweite Phase einer bereits zuvor erbauten Arena mit Doppeleisfläche und Curlingzentrum. Das Cor Van Raay YMCA im ATB Centre ist das drittgrößte YMCA in Nordamerika.
Eine zentrale „Galerie“ flankiert den bestehenden Arenakomplex, erschließt aber vor allem den zentralen Zugang und die Verkehrsflächen zu den wichtigsten Einrichtungen des ATB Centre. Die Galerie fungiert als Hauptstraße in der Prärie und bietet einen simplen, dabei jedoch klar umrissenen Raum als Treffpunkt, zum Zuschauen oder um einen Kaffee zu trinken und sich spontane Aufführungen auf der Amphitheater-Fläche anzusehen
Fakten
Standort
Lethbridge, Alberta, Kanada
Bauherr/Betreiber
Stadt Lethbridge
Architekten
Diamond Schmitt Architects
Toronto, Ontario, Kanada
www.dsai.ca
BR2 Architects (Bauleitung)
Edmonton, Alberta, Kanada
Design Team
Jarle Lovlin, Joseph Troppmann, Joseph Yau, Emily Baxter, Persis Lam
Autor
Jarle Lovlin, Partner, Diamond Schmitt Architects
Fotos
Tom Arban Photography Inc,
Ed White
Offizielle Eröffnung
Juli 2019
Baukosten
110 Millionen CAD
75,1 Millionen EUR
Verbindungen und Überlappungen
Aufgrund der Größe vieler Elemente – der Sporthallenkomplex und das Schwimmzentrum umfassen jeweils mehr als 4.750 m² – war es erforderlich, alle Räumlichkeiten mit den übrigen Teilen der Anlage zu verbinden und dafür zu sorgen, dass auch die benachbarten Anlagenteile erlebbar werden. So wurde eine von vertikalen Planarelementen geprägte Architektursprache entwickelt, bei der die großen Volumen nicht vollständig von den benachbarten Bereichen abgetrennt, sondern über großzügig verglaste Flächen verbunden sind. Der Hallenkomplex wird eingefasst von einer Reihe gemauerter Pfeiler – „wallumns“ genannt als Wortschöpfung aus ‚wall‘/Wand und ‚column‘/Säule, die eine Verbindung zur angrenzenden Galerie sowie den Fitness- und Mehrzweckräumen herstellen.
Beim Betreten des Gebäudes gelangt der aktive Nutzer direkt linker Hand zum Empfangsbereich, wo er sich anmelden und sodann eine der fünf Umkleiden aufsuchen kann. Alle Umkleiden sind vollständig barrierefrei. Der Schwerpunkt im Eingangsbereich der Anlage liegt auf einer intuitiven architekturbasierten Wegeführung. Eine hierarchische Anordnung der wichtigsten Funktionsbereiche abgehend von der zentralen Verkehrsfläche sowie großflächige Transparenz und ein klares System farbiger Wegeführungselemente unterstützen diesen Anspruch.
Wasserspaß im Überfluss
Der 4.750 m² große Schwimmbadkomplex beherbergt eine Fülle an Wasseraktivitäten: ein Trainingsbecken mit sechs Bahnen, ein organisch geformtes Freizeitbecken mit stufenlosem Einstieg, einen Strömungskanal, um sich treiben und den Tag vorbeiziehen zu lassen, zwei spannende Wasserrutschen, von denen eine mit kaleidoskopartiger LED-Beleuchtung akzentuiert wird, Wasserspiele für Kinder, von Ringen über Düsen bis hin zu Rutschen, ein eigenes Lehrbecken für Schwimmkurse und einen Therapie-Whirlpool für bis zu 40 Personen.
Die Schwimmbecken wurden vorwiegend aus Edelstahl gefertigt, das Freizeitbecken ist zudem mit einer rutschfesten Umrandung ausgestattet. In der südöstlichen Ecke der Schwimmhalle wurde ein Wave Rider für eine Person installiert, zur Aktivierung von Zuschauern und Surfern. Als weitere Elemente sind ein Ein-Meter- Sprungbrett, eine Kletterwand und drei Dampfbäder zu nennen.
Nutzung und Kontrolle des Tageslichteinfalls
Dank eines fotochromatischen Glassystems kann auf Jalousien verzichtet und die Blendung in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Tagesbedingungen durchgängig kontrolliert werden. Über Außensensoren werden Höhe, Lokalisation und Intensität des Lichteinfalls gemessen. In der Folge passt das Glas seine Opazität an, sodass genügend Licht einfällt, um eine ungehinderte Sicht zu ermöglichen, zugleich aber der Blendeffekt an der Wasseroberfläche begrenzt wird.
Der Schwimmkomplex ist von farbenfrohen Wandflächen umgeben, die nicht nur ein Blickfang sind, sondern auch der Schallabsorption in der geschäftigen und geräuschintensiven Umgebung dienen. Eine ähnliche Funktion haben die an der Massivholzdecke aus Douglasienholz zusätzlich angebrachten Deckenpaneele. Die Ostseite der Schwimmhalle wird von einer öffentlichen Galerie flankiert, die für Besucher und Eltern von der Haupteingangshalle aus erreichbar ist.
Training und Gesundheit
Der Sporthallenkomplex bietet sechs Sporthallen in Standardgröße, die sich über Trennvorhänge in diverse Konfigurationen aufteilen lassen und für alle Feldsportarten von Basketball bis hin zu Handball genutzt werden können. Rund um den Hallenkomplex führt eine 250-Meter-Laufstrecke mit vier Bahnen für Nutzer aller Alters- und Leistungsgruppen. Auf der Westseite befinden sich ein Kraftraum und ein Crossfit-Studio im Obergeschoss mit Blick auf die Laufbahn. Auf der Hallenebene wurden die Umkleiden mit Schließfächern angelegt.
Der Fitnessraum liegt auf der zweiten Ebene zwischen Hallenkomplex und Schwimmzentrum. Da die Schaffung von Verbindungen ein durchgängiger Planungsgrundsatz war, ist vom Fitnessraum der Schwimmbereich entlang der gesamten Südfront einsehbar. Hier finden sich eine Vielzahl an Kraftsport- und Ausdauer-Trainingsgeräten, Studios mit Schwingböden für Aerobic, eigene Cycling- und Yogastudios, ein Crossfit-Studio und Büroräume für Analyse, Trainingsunterstützung und Gesundheitsberatung. Geräte für olympisches Krafttraining und ein „Tire Flipping“-Bereich flankieren die Nordseite der Laufbahn.
Zu den Einrichtungen für Kinder und Jugendliche zählen eine lizenzierte Kindertagesstätte, eine Kinderbetreuung (kurzfristig, stundenweise), ein Jugendraum und ein Indoor-Spielplatz.
Als Ergänzung zu den bewegungsfördernden Angeboten im ATB Centre befinden sich im Nordflügel eine Klinik für Physiotherapie und eine Reihe von Mehrzweckräumen. Die Physiotherapie ist unabhängig vom YMCA tätig, hat jedoch für ihre Nutzer Zugang zu Geräten und Trainingseinrichtungen und fördert so direkt Gesundheit und Wohlbefinden vor Ort.