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Sportstätten nach der Corona-Krise
IAKS Interview

Prof. Dr. Robin Kähler

Prof. Dr. Robin Kähler

Prof. Dr. Robin Kähler

kaehler.deutschland@iaks.sport

Prof. Dr. Robin Kähler ist der Vorstandsvorsitzende der IAKS Deutschland und Experte für Sportentwicklung und Sportstättenplanung. Seine Tätigkeiten als Hochschullehrer, Freiraumplaner, als Berater und Vermittler lassen ihn von einem überaus reichen Erfahrungsschatz rund um die Themen kommunale Sportentwicklungsplanung, Sportmanagement und Sportpolitik zehren.

Weitere Informationen zur Person finden Sie hier.

 

 

Herr Prof. Dr. Kähler, die Corona-Pandemie hat eine enorme Mehrverschuldung des Bundes, der Länder und Kommunen verursacht. Inwiefern wird sich das in den kommenden Jahren auf die Sportstättenbranche auswirken?

Wir erwarten, dass durch die hohe Verschuldung viele Projekte, die erhebliche Investitions- bzw. Folgekosten nach sich ziehen, auf den Prüfstand kommen. Das können zum Beispiel Bäderprojekte sein, die meistens sehr teuer sind, das können aber auch viele andere, neue Projekte sein, die möglicherweise auf die nächsten fünf oder zehn Jahre verschoben oder abgespeckt werden. Ich erwarte, dass mehrere Projekte zurückgefahren oder nicht weiterverfolgt werden, um dann später wieder aufgenommen zu werden. Ich erwarte auch, dass wesentlich mehr geprüft wird, ob diese Projekte wirklich notwendig sind, ob die Nutzung und die Nachhaltigkeit der Projekte tatsächlich gewährleistet sind. Trotzdem bin ich optimistisch, dass es immer noch weiter geht und dass mit guten Konzepten und Vorschlägen auch in Zukunft Aufträge entstehen. Die Stichworte Effizienz und der bedarfsgerechte Einsatz von vorhandenen Geldern in der Sportstättenbranche werden in den kommenden Jahren aber sicherlich eine besonders wichtige Rolle spielen.

„Bedarfsgerechtes Bauen“ – was bedeutet das genau?

Es ist sehr wichtig, die Kommunen davon zu überzeugen, zu bauen, wenn ein entsprechender Bedarf nachgewiesen wird. Es soll nicht nur nach Zuruf und wenig geplant gebaut werden, sondern für Schulen, Vereine und Bürger*innen die richtigen, notwendigen und nachhaltig wirkenden Sportstätten gebaut werden. Bei wenig Geld muss effizient gebaut werden. Die Verfahren müssen verkürzt werden und es muss dafür gesorgt werden, dass die Sportstätten lange halten und vor allem auch nachhaltig genutzt werden. Ich denke, dass der Fokus in Zukunft auch darauf gelegt werden muss, dass Dinge praktischer gesehen werden und die Umsetzung und Praktikabilität in den Planungen viel stärker berücksichtigt werden. All das soll schließlich in den Kommunen zu einer Verbesserung des Sports, der Lebensqualität und der sozialen Kontakte führen. Zusammenfassend müssen Finanzierung, Nutzung und Wirkung von Sportstätten viel stärker mit Nachhaltigkeitskriterien übereinstimmen.

Braucht es dafür nicht insbesondere die Berücksichtigung von fachkundigem Expertenwissen?

Das Expertenwissen und die Berücksichtigung der Meinungen und Erfahrungen von praxisnahen Akteuren sind in diesem Prozess sehr wichtig. Das ist das, was wir als IAKS Deutschland bieten können – Kontakte zu Hochschulen, Planern, Architekten, Designern.
Wir müssen auch beachten, dass sich im Zuge der Corona-Pandemie vieles verändern wird, womöglich auch zum Positiven. Das Beispiel Digitalisierung wird in diesem Zusammenhang zurecht häufig angeführt. Digitalisierung des Hallenmanagements, der Bedarfsbestimmung, die Digitalisierung von Evaluationen und vieles mehr -  das sind wichtige Dinge, die in Zukunft auch die Verwaltungsarbeit erheblich verbessern werden und insgesamt zu mehr Effizienz beitragen werden.

Die Einschränkungen durch die Pandemie haben außerdem die Relevanz von öffentlichen Einrichtungen und Sportanlagen, in denen sich Menschen begegnen, enorm verdeutlicht. Als Sportstättenbranche müssen wir uns also für zukünftige Pandemien rüsten und vorbereiten, wie wir die Bevölkerung in die Lage versetzen, sich gesund zu erhalten. Dafür sind Bewegungsräume essentiell. Es gibt also viel zu tun, insbesondere ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Kommunen und denen, die die Sportstätten umsetzen, wichtig.  An Arbeit und Aufträgen sollte es in Zukunft also nicht mangeln. Mich besorgt nur, dass das Bewusstsein für die Sportstätten insgesamt nachlassen könnte, weil andere Themen wichtiger werden. Und dann ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Thema Sportstätten weiterhin aktuell bleibt.

Was bedeutet das konkret?

Wir planen eine Kampagne mit dem Ziel, das Thema Sportstätten in der öffentlichen Wahrnehmung aufzuwerten, damit letztlich noch mehr Mittel in die Modernisierung und Sanierung von Sportanlagen fließen als bisher. Wir schätzen sehr, dass der Bund in den Jahren 2020/21 zusätzliche Mittel eingestellt hat, aber diese reichen bei weitem nicht aus, um den Großteil der Sportstätten weiterzuentwickeln und zu sanieren. Wir müssen uns also insbesondere für das Jahr 2022 und darüber hinaus sehr engagieren. Die geplante Kampagne, neue Seminare, die Messe FSB  und ein breiterer Auftritt in den (sozialen) Medien sollen die IAKS Deutschland und ihr Anliegen, Sportstätten in den Fokus zu rücken, noch präsenter machen.

Interview: Arne Weise, IAKS Deutschland

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