Renovierung und Erweiterung Providence Park in Portland, Oregon

Neuer urbaner Stadiontyp

veröffentlicht in sb 2/2020

Peregrine Sports LLC, Eigentümer der Portland Timbers und des Portland Thorns FC, ­unterstützte die Renovierung und umfassende Erweiterung des Providence Park, der 93 Jahre alten historischen Heimat der beiden Clubs im Portlander Stadtteil Goose Hollow. Die privat finanzierte dreigeschossige Erweiterung mit 4.000 Sitzplätzen wurde von Allied Works geplant und bietet den Zuschauern eine herausragende Aussicht auf das Spielfeld sowie eine für die Öffentlichkeit zugängliche Arkade und eine Verkehrsfläche auf Straßenebene entlang der Southwest 18th Avenue.

Der einst als Multnomah Field bekannte Standort ist seit jeher Portlands erste Adresse für Sport- und Bürgerveranstaltungen. Aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen schlugen die Architekten Morris Whitehouse und A. E. Doyle im Jahr 1925 einen klassisch inspirierten Entwurf vor. Seit den 1970er Jahren spielen die Stadt Portland und ihr erster Profi-Fußballclub, die NASL Timbers, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Sports in Nordamerika. Von der Neubelebung der Timbers in den 2000er Jahren über den Aufstieg in die Major League Soccer im Jahr 2011 bis zur Gründung des erfolgreichsten Franchise im Frauen-Profisport in den USA im Jahr 2013 – das Vermächtnis des Fußballs in Portland wächst weiter und erschließt neue Zuschauerkreise daheim und international.

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Jeremy Bittermann / JBSA

 

Gut zu wissen

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Jeremy Bittermann / JBSA

 

Standort
Portland, Oregon, USA

Bauherr/Betreiber
Peregrine Sports LLC

Architekten
Allied Works
US – 97205 Portland, OR
www.alliedworks.com

Planungsteam
Brad Cloepfil (Leitender Architekt),
Kyle Lommen, Chelsea Grassinger,
Daniel Koch, Phillip Balsiger,
Kyle Caldwell, Keith Alnwick,
Rachel Schopmeyer, Debby Yeh

Autor
Allied Works

Fotos
Jeremy Bittermann / JBSA

Offizielle Eröffnung
Juli 2019

Baukosten
85 Millionen USD
(74,2 Millionen EUR)

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Offene Arkade

Die Architekten sehen die Osterweiterung des Providence Park als Kernelement eines neuen, urbanen Stadiontyps – eine transparente Plattform des öffentlichen Lebens, die die Aktivität auf dem Feld und auf der Tribüne sichtbar macht, eine einladende Kulisse auf Straßenebene und eine lebendige Atmosphäre auf den oberen Ebenen gewährleistet. In der Stadionschüssel entsteht durch den Anbau eine nahezu vertikale Wand als Begrenzung der Gästeränge, die als Reflexionsfläche für den Klang und die Energie der Fangesänge dient. Der Neubau ist als offene Arkade konzipiert, eingebettet in eine Stahlhülle, die sich von der Straßenebene nach oben erhebt und freitragend gleich einer gewobenen Wolke die Tribünen überspannt. Die Transparenz des Neubaus wird so zusätzlich verstärkt und das Spielgeschehen in das urbane und regionale Umfeld eingebunden.

Vertikale Wand

Inspiriert von beliebten Fußballstadien und Open-Air-Arenen weltweit – von „La Bombonera“ in Buenos Aires bis hin zu Londons historischem Globe Theatre – umfasst der Erweiterungsbau mehrere Erschließungsebenen mit einer Primärkonstruktion aus Gussbeton. Mit 4.000 neuen Sitzplätzen auf drei Rängen, zusätzlichen Veranstaltungsdecks und Aussichtsbereichen wurde die offizielle Sitzkapazität auf 25.218 Plätze erhöht. Die Tribünenüberdachung ist maßgefertigt und besteht aus einem Verbundtragwerk aus Stahl mit Metallverkleidung. Der Überstand, gemessen ab der vertikalen Konstruktion der Erschließungsebenen, beträgt 35 m.

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Jeremy Bittermann / JBSA

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Jeremy Bittermann / JBSA

 

Gemeinsam bilden diese Elemente eine vertikale Wand, die den Zuschauer ins Zentrum des Geschehens stellt, was die legendäre Atmosphäre im Providence Park weiter intensiviert. Die Erweiterung ergänzt die Vision für das ursprüngliche Stadion und gibt dem Bau doch eine entschieden moderne, offene und transparente neue Form. Mittels Kombination verschiedenster Elemente und historischer Bestandteile wurde ein Stadion mit Portland-typischem Charakter und einem einzigartigen Besucher­erlebnis geschaffen, eine der wahren „Fußballkathedralen“ Nordamerikas.

Während die Originalpläne für das Stadion eine schwere Betonarkade vorsahen, zeigt der Entwurf von Allied Works eine Konstruktion mit offenem Stahlgeflecht, die den Blick freigibt auf verschiedene Besuchergruppen, Lichtelemente und das vielfältige Geschehen. Eine gitterartige Zugkonstruktion aus Stahl bildet eine textilähnliche Fassade für den dreigeschossigen Erweiterungsbau. Der Gehweg entlang der Längsachse des Stadions an der South­west 18th Avenue wurde zu einer überdachten öffentlichen Passage mit Sichtlinien auf das Spielfeld. Die erste und zweite Erschließungsebene ist jeweils mit Glas verkleidet. Der Open-Air-Bereich im dritten Geschoss fungiert gleichzeitig als Veranstaltungsfläche mit Panoramablick auf die Stadt, die West Hills und die Cascade Range.