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Fussballstadion in Lausanne, Schweiz

Leseprobe aus sb Heft 2 2021
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Fokussiert auf Fussball

veröffentlicht in sb 2/2021

Das neue Fußballstadion liegt im Norden der Stadt Lausanne am Übergang vom dichten Stadtgefüge in den freien Landschaftsraum. Eine zweireihige Folge von insgesamt neun Fußballfeldern und einer Leichtathletikanlage samt Trainingszentrum bildet die neue Sportinfrastruktur “Centre sportif de la Tuilière“. Das Stadion vervollständigt die Idee dieser leicht versetzten, rechteckigen Felder. Mit seiner leichten Abdrehung gegenüber den Trainingsplätzen inszenieren :mlzd und Sollberger Bögli Architekten AG den Stadionplatz als stadtseitigen Auftakt zum Sportcampus.

Football Stadium Lausanne sb 2 2021_107835.

Foto: Ariel Huber

Football Stadium Lausanne sb 2 2021_108345

Foto: Ariel Huber

Das neue Fußballstadion ist ausschließlich für Fußballspiele und Großveranstaltungen konzipiert, besitzt also keine Mantelnutzung. Aufgrund des überschaubaren Programms und der Lage am Stadtrand konnte der Entwurf den Fokus auf das Stadion als Sportbau richten. Dank seiner einprägsamen Struktur wird es zum Träger von Identität und Erinnerung. Seine Architektur emotionalisiert, indem die steilen Ränge die Zuschauer dicht ans Spielgeschehen führen und das niedrige Dach die Geräuschkulisse der Fangesänge verstärkt. Damit leistet die Architektur einen wesentlichen Beitrag zum Heimvorteil. Das Gebäude, die Geschichte und die Identität des FC Lausanne-Sport sollen zu einem großen Ganzen verschmelzen.

Gut zu wissen

Football Stadium Lausanne sb 2 2021 plan

Standort
Lausanne, Schweiz

Bauherr / Betreiber
Stadt Lausanne

Architekten
:mlzd

CH – 2503 Biel/ Bienne
www.mlzd.ch

Sollberger Bögli Architekten AG
CH – 2503 Biel/ Bienne
www.sollbergerboegli.ch

Tragwerks- und Fassadenplanung
Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG

Projektteams

:mlzd: Pat Tanner, Daniele Di Giacinto, Alain Brülisauer, Andreas Frank, Claude Marbach, David Locher, Adrian Widmer, Camille Schneider, Eliane Lehmann, Brigitte Ballif, Delphine Kohler, Robert Ilgen, Johannes Weisser, Benjamin Minder, Julia Wurst, Pascal Deschenaux, Magdalena Haslinger, Tobias Cebulla, Claudia Schmidt, Jonatan Anders, Natascha Kellner

Sollberger Bögli Architekten AG:
Ivo Sollberger, Lukas Bögli, Bernard Luisier, Silas Maurer, Kevin Fuchs, Josué von Bergen, Patrick Wüthrich

Autoren
:mlzd and Sollberger Bögli Architekten AG

Fotos
Ariel Huber Photography

Eröffnungsspiel
29. November 2020

Baukosten
CHF 80 Millionen

(EUR 73 Millionen)

Durchlässige Architektur

Football Stadium Lausanne sb 2 2021_108204

Foto: Ariel Huber

Mit dem Aufklappen der vier Stadionecken trägt der Stadionentwurf der beengten Grundstückssituation Rechnung. Die spezielle Ecklösung erlaubt im Erdgeschoss einen großzügigen, freien Besucherfluss rings um das Gebäude herum, und der Stadionplatz wird an die umgebenden Flächen angebunden. Gleichzeitig entsteht ein gedeckter öffentlicher Raum, welcher zwischen Außen und Innen, zwischen Stadt und Fußballstadion vermittelt. Die Ecken dienen auch als Eingangsbereiche und geben erste Blicke auf das Spielfeld frei.

Die aufgeklappten Ecken geben dem Bau einen eindrücklichen, unverwechselbaren, ja ikonischen Ausdruck eines konvexen Gefäßes und verweisen damit auf die Stadionnutzung und das Innenleben. Diese prägnante Figur ist auch im statischen Sinne insofern relevant, als dass die Ecken den an der oberen Kante des Baus angeordneten Ringträger auf Zug belasten und damit den vier Außenwänden Steifigkeit verleihen. Im Sockelbereich sind die Ecken über ein eingeschossiges Betonband untereinander verbunden. Ästhetisch wird dadurch die äußere Schale des Stadions komplettiert. Funktional und visuell erlaubt diese „Ringmauer“, die erdgeschossigen Nebenfunktionen wie Ess-, Zirkulations- und Aufenthaltsbereiche von der ­Umgebung loszulösen und ins Gebäude zu integrieren.

Resonanzkasten

Football Stadium Lausanne sb 2 2021_107841

Foto: Ariel Huber

Einbeschrieben in diese äußere Schale ist eine zweite, innere Schale, gebildet durch die Geometrie der Tribünen. In den Tribünen ausgesparte „Mundlöcher“ gewähren Zugang zum Innersten. Der Zwischenraum zwischen den beiden Schalen ist eine Art Resonanzkasten des Spielgeschehens: ein Ort der Vorfreude, des Austausches und der Begegnung. An den Schmalseiten dieser Räume fällt der Blick auf die abgetreppten Innenseiten der Ecken. Diese dienen als zusätzliche Erschließung zwischen dem Eingangsniveau und dem zuoberst angeordneten Umlauf und erbringen dadurch einen weiteren funktionalen Mehrwert.

Der Umlauf wird durch die bereits erwähnten Zugbänder gebildet, welche die vier Gebäudeecken untereinander verbinden. Mit dem Konstruktionswechsel, der sich an dieserStelle vom schweren Beton unterhalb in den filigranen Stahl oberhalb vollzieht, wird der Umlauf auch architektonisch ­hervorgehoben.

Ruhige Linien im Inneren

Football Stadium Lausanne sb 2 2021_107285

Foto: Ariel Huber

Hier übernehmen das Spielfeld und die auf ihm agierenden Protagonisten die Dramaturgie. Nichts lenkt ab, die Sitzränge sind horizontal auch über die Ecken umlaufend. Die Mundlöcher, welche die innere Schale durchbrechen, integrieren sich mit der größtmöglichen Ruhe ins Bild. Selbst der Business- und VIP-Bereich sind in die Geometrie der Sitzränge integriert – alles muss sich dem Daseinszweck unterordnen: dem Spiel.

Fragmentierter Glasvorhang

Die Außenansicht des Stadions wird an drei Seiten von den Geometrien der Unterzüge und Tribünenuntersichten beherrscht. An der Westseite hingegen zeichnet sich die Haupttribüne mit ihren besonderen Nutzungen deutlich ab. Durch eine filigrane Glashaut ist auf drei Etagen die Vielfalt der Garderoben-, Presse- und VIP-Bereiche sichtbar. Sanfte Knicke zwischen den vertikal angeordneten Glasbändern unterstützen die Wahrnehmung dieser Fassade als leichter Glasvorhang. Seine fragmentierten Spiegelungen brechen den gewaltigen Maßstab des Gebäudes.

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