Freizeitzentrum Werk 12 in München

Stylish, cool und ehrlich

veröffentlicht in sb 1 2020

WERK12 ist ein gemischt genutztes Gebäude mit einer ausdrucksvollen künstlerisch gestalteten Fassade und ein gemeinsamer Entwurf von MVRDV in Zusammenarbeit mit Nuyken von Oefele Architekten BDA, den Statikern Wolf+ und den Ingenieuren Teuber + Viel. Auf drei Geschossen erstreckt sich ein Fitness-Center; ein viertes Stockwerk wird von einem Schwimmbecken eingenommen.

Mit 7.700 m² Mietfläche zur Mischnutzung befindet sich das Gebäude von WERK12 in der Nähe des Münchner Ostbahnhofs. Als Kernstück des Werksviertel-Mitte, eines städtebaulichen Sanierungskonzepts auf einem ehemaligen Industriegelände, besticht das Gebäude durch seine mutige und ausdrucksstarke Kunstfassade mit fünf Meter hohen verbalen Ausdrücken aus Comics.

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Foto: Ossip van Duivenbode

Gut zu wissen

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Foto: Ossip van Duivenbode

Standort
München, Deutschland

Bauherr/Betreiber
OTEC GmbH & Co. KG

Architekten
MVDRV
NL-3011 RA Rotterdam
www.mvrdv.nl

Co-Architekten
N-V-O Nuyken von Oefele Architekten
DE-80797 München
www.n-v-o.com

Fassadenkunst
Christian Engelmann and Beate Engl

Statik
Wolf+

Gebäudetechnik
Teuber + Viel

Planungsteam
MVRDV: Jacob van Rijs (Principal in charge), Fokke Moerel (Partner), Markus Nagler, Roy Sieljes, Jonathan Schuster, Sven Thorissen

Autor
MVRDV

Fotos
Ossip van Duivenbode

Eröffnung
2019

Baukosten
16 Millionen EUR

Durchlässiges Gebäude

Das Design von WERK12 kombiniert eine einfache Form, ehrliche Materialien und transparente Fassaden. Die Nutzer können sich auf vielfältige Weise im Gebäude bewegen: Der äußere Erschließungskern des Entwurfs auf der Nordostseite des Gebäudes wird durch 3,25 m breite Terrassen ergänzt, die jedes Stockwerk des ­Gebäudes umgeben. Diese werden durch Außentreppen verbunden, die sich um das Gebäude schlängeln, um diese großzügigen Freiräume zu verbinden. Dieser öffentliche Weg durch das Gebäude lässt die Unterscheidung zwischen Innen und Außen verschwimmen, die Innenräume kommunizieren auf diese Weise mit den externen halb­öffentlichen Bereichen.

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Foto: Ossip van Duivenbode

Urbanes Kunstwerk

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Foto: Ossip van Duivenbode

Die Fassade wird von einem urbanen Kunstwerk belebt, das in Zusammenarbeit mit den lokalen Künstlern Engelmann und Engl entwickelt wurde und aus fett gedruckten Buchstaben besteht, die gängige Ausdrücke aus Donald Duck-Comics wiedergeben. Die 5 m hohen Schriftzüge und die umgangssprachliche Natur der gewählten Ausdrücke sind eine Hommage an die Graffiti-Kultur und die weit verbreitete Verwendung von Schildern an der alten Stätte. Nachts wird das Erscheinungsbild des Gebäudes durch seine Beleuchtungsstrategie verändert. Einfache Geometrien und die gewählten Materialien verwandeln sich in eine pulsierende Lichterschau.

Im Erdgeschoss des fünfstöckigen Gebäudes befinden sich Restaurants und Bars. Das Fitness-Center erstreckt sich über drei Etagen, wobei ein Stockwerk von einem Schwimmbad eingenommen wird. Geschäftsräume und Büros runden das Angebot ab. Die raumhohen Glaswände von WERK12 bieten in Kombination mit der bahnhofsnahen Lage einen atemberaubenden Blick von den Obergeschossen in Richtung Münchener Innenstadt. Der Ausblick wird stellenweise durch die Beschriftung der Terrassen des Gebäudes unterbrochen. Einige der Beschriftungen erhalten beim Lesen von der Innenseite eine neue Bedeutung.

Flexible Raumordnung

Ein Schlüssel zum Design lag in der Flexibilität der Räume. Die extra hohen Decken des Gebäudes – mit 5,5 m zwischen den einzelnen Stockwerken – ermöglichen es zukünftigen Nutzern, Zwischengeschosse hinzuzufügen oder andere Änderungen vorzunehmen, während die Anordnung der Umlaufflächen auf der Außenseite des Gebäudes eine einfache Rekonfiguration der Innenräume erlauben. Dabei wird die Stabilität durch diagonal verlaufende Treppenhäuser garantiert.

Drei Fragen an den Architekten Jacob van Rijs

Jacob von Rijs _sb 1 2020 Werk 12©BarbraVerbij.

Jacob van Rijs
MVRDV Gründungspartner

Foto: Barbra Verbij

Welcher Wandel hat sich im Stadtviertel um den Ostbahnhof mit dem ehemaligen Industriegebiet vollzogen?

Das Gebiet des Werksviertels-Mitte hat bereits interessante Veränderungen erlebt und sich von der Knödelfabrik zu einem legendä­ren Vergnügungsviertel entwickelt. Mit unserem Entwurf wollten wir diese Geschichte respektieren und feiern und gleichzeitig eine Grundlage für das nächste Kapitel schaffen. WERK12 ist einerseits stilvoll und cool, andererseits nimmt es sich selbst nicht so ernst - es scheut sich nicht, die Passanten mit 'PUH' anzusprechen!

Nachdem Industrie und Produktion das Werkviertel verlassen hatten, wurde das Ganze als Kultfabrik bekannt. Die Kultfabrik bot eine Alternative zu dem netten und sauberen Münchner Zentrum und zog eine etwas andere Szene an, mit (Graffiti-)Künstlern, Ravern und Partygängern.

Die extreme Deckenhöhe eröffnet zukünftigen Nutzern neue Möglichkeiten. Wie kann man die Flexibilität eines Gebäudes bereits beim Entwurf einplanen?

Durch die Schaffung von mehr Raum/Luft. Die meisten älteren Gebäude, die erfolgreich umgebaut werden, haben überdurchschnittlich hohe Deckenhöhen. Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen der Geschosshöhe und der zukünftigen Flexibilität.

Natürlich wissen wir nicht, was die Zukunft bringt, aber ich denke, das Gebäude könnte leicht als Büro/Wohnung/Atelier oder dergleichen oder als Museum genutzt werden.

 

Welche Herausforderungen und Lösungsideen verkörpert Werk 12?

Als wir das Projekt entwarfen, war das genaue Programm noch recht offen, abgesehen von der Gastronomie im Erdgeschoss war noch alles möglich. So wurde auch der Pool erst nach dem Vorentwurf hinzugefügt.

Das Gebäude musste auf einer bereits genehmigten Tiefgarage entworfen werden. Mit dem Bau derselben wurde noch vor der Gestaltung des Gebäudes begonnen.

Es erwies sich als versteckter Segen, dass wir ein Stockwerk heraus nehmen durften, da der Pool sonst nicht einbezogen werden konnte. Das Gewicht des Bodens, den wir entfernten, konnte dann für die Kubikmeter Wasser des Schwimmbeckens verwendet werden, da die Fundamente bereits fertig waren.

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